Portfoliobereinigungen

Kosten runter, Liquidität rauf

iStock, Weedezign

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verschlechtert sich zunehmend. Kostensteigerungen und Nachfrageschwäche machen vielen Branchen zu schaffen. Höchste Zeit, also das eigene Portfolio an Produkten und Geschäftsbereichen systematisch zu durchforsten, um Kosten zu senken und liquide Mittel durch Verkäufe zu erzielen. Schrumpfungsstrategien sind auch notwendig, um freiwerdende Mittel und Zeit in neue zukunftsträchtige Felder zu investieren.

Geschäftsportfolio

Die regelmäßige Überprüfung des Geschäftsportfolios gehört zu den strategischen Aufgaben des Managements auch von mittelständischen Unternehmen. Internationale Unternehmensberatungen wie Boston Consulting und McKinsey haben dafür schon vor Jahrzehnten eigene Portfoliotechniken entwickelt, die noch immer in der Managementliteratur angepriesen werden. Anhand von verdichteten Bewertungskriterien, meist in einer 2x2- oder 3x3-Felder-Matrix aufgespannt, sollen die Entscheidungen erleichtert werden, welche strategischen Geschäftsfelder ausgebaut, gemolken oder verkauft werden sollen. 

Fallbeispiel

Sennheiser, bei Endkunden bekannt für qualitativ hochwertige Kopfhörer, hat sich z. B. 2020 für eine strategische Neuausrichtung des Geschäftsportfolios entschieden. Neben dem Abbau von 650 Stellen wurde das Geschäftsportfolio neu geordnet. Die Profi-Sparte rückte in den Fokus und der Consumer-Bereich wurde 2021 an den Schweizer Hörakustik-Hersteller Sonova verkauft. Der Kaufpreis soll bei rund 200 Mio. Euro gelegen haben. Die Marke "Sennheiser" blieb erhalten. Die Schweizer zahlen dafür eine Lizenzgebühr.

Portfoliobereinigungen, wie sie Sennheiser vorgenommen hat, resultieren meist aus einem wirtschaftlichem Restrukturierungsdruck und/oder strategischem Weitblick. Vor allem mittelständische Unternehmen ohne Zugang zu Kapitalmärkten haben nur begrenzte wirtschaftliche und zeitliche Ressourcen. Harte Schnitte und die Fokussierung auf vermeintliche Stärken und Zukunftsfelder sind dann nötig.

Durch den Verkauf im Rahmen einer Schrumpfungsstrategie wird auch frische Liquidität in das Unternehmen gespült, die für eine Restrukturierung oder neue strategische Investitionen genutzt werden kann. Ein Verkauf von Geschäftsbereichen kann aber auch klug sein, wenn auf dem Gipfel des Markterfolgs Höchstpreise erzielt werden können.

Zukäufe

Gesundschrumpfen ist gut und schön, reicht aber für eine nachhaltige Zukunftssicherung nicht aus. Nötig sind aber auch neue Wachstumsimpulse. Ein aktuell gutes Beispiel ist der Schuhhersteller Deichmann, der sich z. B. aus Insolvenzfällen ein Portfolio an Markenlizenzen zusammenkauft. Jüngst wurde die bekannte Marke Esprit übernommen, mit der auch das Geschäftsfeld Mode erschlossen werden kann. Bereits im Portfolio ist die Marke Bench.

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